Christian Friedrich neu im Team

Christian Friedrich schaut freundlich in die Kamera.
Published On: 29. Februar 2024By

Seit Anfang Februar arbeitet Christian Friedrich von Berlin aus im Team von Mann beißt Hund – als Berater und in internen Projekten. Geschäftsführerin Nicola Wessinghage stellt ihn im Gespräch vor.

Deine beruflichen Stationen der letzten Jahre waren vielfältig: Du hast an zwei Hochschulen gearbeitet, warst als Digital Officer am Wissenschaftszentrum Berlin (WZB), vorher Bildungs- und Wissenschaftsreferent bei Wikimedia, immer parallel selbstständig. Was hat dich nach diesem Weg zu einer Kommunikationsagentur gebracht, konkret: zu Mann beißt Hund?

Stimmt, das sind viele unterschiedliche Stationen! Es gab aber auch Kontinuitäten: bei den Themen Wissenschaft, Bildung, Hochschulorganisation und Zivilgesellschaft. An der Leuphana-Universität in Lüneburg habe ich mit einem kleinen Team eine eigene Einrichtung aufgebaut, um neue Lehr- und Lernformate im Netz auszuprobieren und umzusetzen– frei zugänglich im Netz, aber auch für Kund*innen aus der Wirtschaft. Bei Wikimedia Deutschland habe ich mich unter anderem mit Digital Literacies und den Auswirkungen auf gesellschaftliche Teilhabe beschäftigt. Beim WZB war ich dafür verantwortlich, die Organisation in ihrer digitalen Transformation zu begleiten. Nebenbei habe ich immer auch selbstständig gearbeitet, unter anderem als Konzepter und Moderator im Podcasting sowie als Strategieberater.
Wiederkehrend ging es bei diesen Aufgaben darum, mit Menschen zu kommunizieren, teils komplexe Inhalte verständlich zu machen, Strategien zu entwickeln und Prozesse aufzusetzen. All diese Erfahrungen kann ich bei Mann beißt Hund gut einbringen und ich freue mich auf die ersten Projekte – im Auftrag der Kund*innen und agenturintern!

Was sind für dich im Augenblick die spannendsten Veränderungen, die wir durch die Digitalisierung in der Kommunikation beobachten können?

Im Moment interessiere ich mich sehr für die Entwicklungen rund um die großen Social-Media-Plattformen und für Strategien im Fediverse, mit Mastodon als bekanntestem Vertreter. Das war auch schon Thema beim Stammtisch Wissenschaftskommunikation von Mann beißt Hund – aber noch vor meiner Zeit hier.

Und wie viele andere schaue ich mir genau an, was sich im Feld „Künstliche Intelligenz“ mit Large Language Models – also Tools wie ChatGPT und den Bildgeneratoren wie Midjourney oder DALL-E – machen lässt. Seit Kurzem können wir solche Instrumente in unseren Arbeitsalltag und damit in unsere Kommunikation integrieren. Ich mag sehr, wie diese Werkzeuge manchmal wie durch Magie genau das liefern, was ich mir erhofft habe, und wie sie manchmal vollkommen daneben liegen.

Du bringst Expertise im Projektmanagement und in digitaler Zusammenarbeit in größeren Teams mit – wo siehst du da bei uns Einsatzmöglichkeiten?

In der Kommunikationsberatung gilt wie auch sonst: Alle Beteiligten sollten zu jeder Zeit wissen, welche Ziele wir anstreben, was einzelne Meilensteine auf dem Weg dorthin sind, woran andere im Team gerade arbeiten und wann sie zum Beispiel auf meine Ergebnisse angewiesen sind. Eine gute Projektorganisation stellt sicher, dass alle in die gleiche Richtung gehen. Sie kann helfen, Missverständnisse zu vermeiden. Und sie macht es möglich, gut synchronisiert und für alle transparent im Team und mit den Kund*innen zu arbeiten. Es lohnt sich in großen Projekten sehr, Rollen zu klären, klare Absprachen über die Modi der Zusammenarbeit und die Kommunikation zu treffen und diese Absprachen regelmäßig zu überprüfen. Gerade wenn wir räumlich getrennt und mit verschiedenen Aufgabenbereichen zusammenarbeiten, ist das grundlegend für ein erfolgreiches Projekt.

Wir beide haben uns über das Podcasten kennengelernt und moderieren seit Anfang 2021 gemeinsam den Podcast der Hamburg Open Online University an der HAW Hamburg. Du gibst zudem regelmäßig Trainings für die Konzeption und Umsetzung von Podcasts, unterstützt Organisationen bei der Entwicklung eigener Formate. Was fasziniert dich an dem Medium?

Podcasts haben inzwischen einen festen Platz im Medienangebot. Einzelne erreichen mit jeder Folge Hundertausende Zuhörende. Gleichzeitig, über dieselbe Plattform oder App auf deinem Smartphone, findest du parallel dazu Podcasts, die in ihrer thematischen Nische 200 Menschen erreichen. Für dich als Hörerin stehen beide nebeneinander in deiner Playlist und sind aus deiner Sicht vielleicht gleichwertig. Wo gibt es das sonst? Diese offene Architektur der Podcast-Welt hat Charme.

Als Podcast-Host ist es mir schon häufig passiert, dass Menschen auf mich zukommen und mir sagen, dass sie mich gefühlt schon sehr gut kennen – meinen Humor, meine Art zu denken, meine Haltungen. Podcasts haben das Potenzial, persönlich zu sein, Organisationen und Menschen nahbar zu machen und Distanzen abzubauen. Und sie können Kontext: Was Textredaktionen, oft zu Recht, streichen müssen, hat manchmal Platz in Podcasts.

Neben deiner Arbeit beim WZB und deiner Selbstständigkeit hast du dich in systemischer Organisationsberatung fortgebildet. Was nimmst du daraus mit für deine Arbeit bei uns?

Die Fortbildung hat meinen Blick auf Organisation und Zusammenarbeit stark geprägt. Ich habe gelernt, besser auf Zwischentöne in der Kommunikation zu achten. Genauer zu beobachten, wie Menschen sich abstimmen, Feedback geben und mit welcher Art von Wertschätzung sie zusammenarbeiten. Das alles war genauso Inhalt wie Strategieentwicklung oder die Gestaltung von Wandelprozessen. Die theoretische Befassung gibt mir dann bestenfalls auch das Vokabular, um solche Muster passend zu beschreiben. Ich hoffe, das ist dann nicht nur für mich spannend, sondern auch für euch, die ihr schon länger in der Agentur arbeitet.

Du bist in deiner Laufbahn an unterschiedlichen Punkten immer wieder mit Wissenschaft in Berührung gekommen. Jetzt bist du in einer Agentur, die sich unter anderem mit Wissenschaftskommunikation beschäftigt. Was siehst du aktuell als größte Herausforderung für diese Aufgabe?

Der Austausch zwischen Wissenschaft und Gesellschaft ist aus meiner Sicht die wichtigste Herausforderung, denn nur so kann Nähe entstehen. Das Vertrauen in die Wissenschaft und ihre Methoden sinkt aktuell und wird in den letzten Jahren von bestimmten Gruppen immer lauter in Frage gestellt. Trotz vieler neuer, interessanter, gut gemachter Formate der Wissenschaftskommunikation hat „die Wissenschaft“ die größte Herausforderung noch nicht bewältigt: das Vertrauen von immer mehr Menschen zu gewinnen und ihr Interesse zu wecken, sich mit wissenschaftlichen Themen auseinanderzusetzen.

Du hast einen kleinen Sohn, arbeitest in Berlin und pendelst regelmäßig nach Hamburg. Wie vereinbarst du das alles, hast du Tipps?  

Privat helfen uns konkrete Absprachen und dass wir ein gemeinsames Verständnis davon haben, wie wir Care-Arbeit und das Arbeitsleben in Einklang bringen können. Dieses gemeinsame Verständnis kam nicht über Nacht – das war Arbeit und ich habe unterwegs viel gelernt. Wir haben auch einen Haufen von Privilegien, die uns helfen, unter anderem, dass uns jeweils gut 30 Stunden Wochenarbeitszeit ausreichen. Ein anderes ist, dass sich sehr engagierte Großeltern einbringen. Beruflich achte ich außerdem darauf, mit Menschen zu arbeiten, die die Situation junger Eltern einschätzen können und Verständnis aufbringen.

Bleibt dir Zeit für Hobbys?

Wenig, aber ich versuche immer wieder mal, ein Amateurfußballspiel zu sehen – das ist sehr schöner Kurzurlaub vom Kopf. Ich habe ein altes Auto, das mehr Zeit in der Werkstatt als auf der Straße verbringt, und in diesem Jahr starten wir das Experiment eines gepachteten Gartengrundstücks in der Familie.

Die ersten 100 Tage im Job sind voll von neuen Eindrücken – du hast gerade erst ein paar hinter dir. Worauf freust du dich am meisten?

Ein Teil des Neuen für mich und die Kolleg*innen bei Mann beißt Hund ist ja, dass wir nun mit mir einen kleinen Sitz in Berlin haben. Ich freue mich darauf zu beobachten, wie sich dieser Ort entwickelt und ob das Büro über kurz oder lang vielleicht auch für unser gesamtes Team neue Perspektiven eröffnet.