10 Tipps für den Website Relaunch
Vor kurzem haben wir unsere Agentur-Website samt Blog komplett erneuert. Das hat länger gedauert, als wir eigentlich geplant hatten. Zum Teil liegt das natürlich daran, dass die Webprojekte unserer Kunden immer Vorrang hatten. Zum anderen haben wir aber auch einiges über den Prozess der Website-Entwicklung auf Kundenseite gelernt – hier waren wir ja unser eigener Kunde. Aus dieser Erfahrung entstanden die folgenden Tipps für Projektmanagement und Konzeption beim Website-Relaunch.
1. Gute Konzeptionsphasen sind kurz und intensiv
Investieren Sie möglichst ganze Tage für eine Website-Konzeption, falls möglich auch am Wochenende.
Wir haben uns immer wieder zusammengesetzt, zwei oder drei Stunden in wechselnden Konstellationen. Danach brach der Alltag über uns herein. Beim nächsten Treffen mussten wir oft neu ansetzen, weil wir Ideen nicht gut genug dokumentiert und visualisiert hatten – was bei einem Kundenprojekt selbstverständlich gewesen wäre. „Intern geht immer langsamer“, meinte unser Entwickler lapidar. Deshalb hat die Konzeptionsphase viele Monate gedauert.
2. Prototyping statt Pflichtenheft
Fangen Sie früh an, Prototypen zu bauen.
Idealerweise sollte schon auf dem ersten Workshop ein erster „Papier-Prototyp“ entstehen und optimiert werden. Direkt danach sollte dieser in einen digitalen Non-Design-Prototyp übertragen werden, an dem man seine Ideen testen und optimieren kann. Dieser sollte auf „echtem“ HTML/CSS basieren und den Grundstein der neuen Seite legen. Prototypen, die mit spezieller Wireframing-Software wie Balsamiq oder Axure erstellt wurden, haben immer den Nachteil, dass man am Ende alles wieder übersetzen muss (wobei beides tolle Programme sind …). Außerdem bilden sie responsive Seiten nicht realistisch ab. Allerdings braucht man dafür einen Webdesigner, der Skizzen und Ideen schnell in HTML umsetzen kann.
3. Mobile first
Vergessen Sie einmal die Desktopversion und stellen Sie sich vor, Sie seien mir Ihrer neuen Seite unterwegs.
Die Idee von „mobile first“ ist es, zunächst eine schlanke mobile Seite zu konzipieren. Mit wachsender Displaygröße können dann immer mehr Möglichkeiten und Informationen hinzukommen. Das ist in der Regel einfacher, als eine komplexe Desktop-Seite im Nachhinein abzuspecken. In der Realität kommt meistens beides zusammen und man hat fast immer eine Desktop-Seite im Hinterkopf. Wichtig ist, dass die responsive Seite von Anfang an in ihren verschiedenen Zuständen konzipiert und gezeichnet wird und man sich fragt: Was möchte ich unterwegs über unsere Agentur lesen können? Wer darüber nachdenkt, wird zum Beispiel sehr schnell die Telefonnummer auf die Startseite bringen, allein für den Kundenanruf „Wir kommen etwas später, stehen noch im Stau …“.
4. Immer wieder testen, testen, testen
Hören Sie nie auf, Dinge auszuprobieren und ausprobieren zu lassen.
Navigationswege können im Prinzip schon auf einem einfachen Blatt Papier getestet werden: Fünf Navigationspunkte aufschreiben und die halbe Welt mit Fragen nerven, wie zum Beispiel „Wo würdest du unsere Kundenliste suchen?“ Das Testen begleitet die Website-Erstellung vom Anfang bis zum Golive – und sogar darüber hinaus: Wer immer wieder neues auf seiner Seite ausprobiert und testet, kann sich den – oft sehr anstrengenden – Mammut-Relaunch ganz sparen und gerät stattdessen in einen „Coutinuous Relaunch“. „Machen Sie den Relaunch zum Zustand“, rät Matthias Steinforth auf der Relaunch Konferenz.
5. Nicht mit dem Design anfangen
Wenn Sie noch kein Konzept haben, brauchen Sie noch kein Design. Aber visuelles Träumen ist erlaubt.
Unternehmen beauftragen häufig erst einmal ein Webdesign, „damit wir uns die neue Seite einmal vorstellen können.“ Unsere Erfahrung nach kommt das fast immer zu früh, weil erst einmal die Konzeption stehen sollte: Für wen ist die Website? Welche Funktion soll sie erfüllen etc.? Was man aber sehr früh tun kann, ist Beispiele und Anmutungen („Moods“) zu sammeln, um später den Designer in die richtige Richtung zu lenken. Das geht im Team gut über Pinterest. Zum Beispiel hatten wir sehr früh ein Faible für Kreise entwickelt und gute Beispiele für Design mit Kreisen auf einer Pinterest-Pinwand gesammelt. Die Idee hat sich bis in die heutige Website durchgesetzt (nicht nur auf der Startseite, sondern zum Beispiel auch hier).
6. Gemeinsame Projektmanagement-Plattform einrichten
Versammeln Sie alle Informationen an einem Ort, den Ihr Team jederzeit erreichen kann.
Eine Website ist zu komplex, um die Kommunikation per E-Mail und in Form von länglichen Besprechungsprotokollen abzubilden. Wir haben die Arbeit mit Teamwork organisiert und damit sehr gute Erfahrungen gemacht. Bis zu zwei Projekte lassen sich dort kostenlos anlegen und verwalten. Der Vorteil: Auch externe Mitglieder des Webteams lassen sich nahtlos in die Prozesse integrieren.
7. SEO-Experten frühzeitig einbinden
Einer der wichtigsten Nutzer Ihrer Website ist die Suchmaschine.
SEO-Experten betrachten eine Website aus der Sicht einer Suchmaschine. Oft können sie schon in einem frühen Stadium wertvolle Hinweise für den grundsätzlichen Aufbau geben. Später sollten sie in regelmäßigen Abständen konsultiert und auf dem Laufenden gehalten werden. Der oder die SEO-Experte/-in sollte die Seite vor dem Launch noch einmal komplett analysieren, wenn sie ganz fertig ist. Dann muss genügend Zeit eingeplant bleiben, um Umleitungen von bisherigen URLs auf ihre Nachfolger einzurichten – wie ein Nachsendeantrag. Nur so bleiben die Kraft von Backlinks und das Ranking der Seite erhalten.
8. Meilensteine und Ressourcen abgleichen
Geben Sie dem Relaunch die Ressourcen, die er braucht – sonst verbraucht er mehr Ressourcen als nötig.
Klingt banal, ist aber entscheidend: Meilensteine müssen nicht nur sauber definiert („Bis wann sind welche Arbeiten abgeschlossen“), sondern auch realistisch sein. Gerade beim Projektmanagement von Websites regiert oft das Wunschdenken: „Bis zum 31. müssen wir das fertig haben.“ Das hilft jedoch wenig, wenn der Designer oder Entwickler in der gleichen Zeit fünf andere Projekte auf den Tisch bekommt. So haben wir das bei Kunden oft beobachtet, und so ist es uns auch selbst ergangen. Die Lösung: Ein Website-Relaunch braucht eine mit Kompetenzen ausgestattete Projektmanagerin oder einen Projektmanager, die oder der sich dafür stark macht, dass eingeplante Ressourcen auch zur Verfügung stehen. Eine solche Verbindlichkeit von Zeitplänen und Ressourcen-Zusagen muss zu Anfang des Projektes etabliert werden, auch wenn man da scheinbar noch unendlich Zeit hat. Allerdings sollten die Termine in der Startphase genug Raum lassen für Kreativität und ein gewisses „sich treiben lassen“. Gute Ideen lassen sich nicht erzwingen.
9. Eine Website braucht eine Idee
Bitte vervollständigen Sie den folgenden Satz: „Unsere neue Website …!“
Wir haben im Entwicklungsprozess viele Ideen gehabt, die wir wieder verworfen haben, aber bei einer Grundidee sind wir geblieben: Unser Auftritt im Netz sollte wie ein Guckloch funktionieren, das neugierig macht und einen Einblick in unsere Arbeit ermöglicht. Mit dem Motiv Guckloch starten wir, indem wir gleich zu Anfang das Logo wie einen Vorhang hochziehen und ein Film abläuft. Auf inhaltlicher Ebene gestalten wir das Guckloch mit vielen Arbeitsbeispielen auf der Seite Referenzen. Mit dem Runterscrollen der ersten Seite bekommt man mit einem Blick eine Vorstellung, wer wir sind und was wir machen.
10. Den Content nicht unterschätzen
Gründen Sie ein Content-Team, das parallel zur Entwicklung von Struktur, Design und Technik arbeiten kann.
Gute Texte und Bilder sind das A und O einer Website. Wenn sich die Struktur verändert, passen alte Texte, die man eigentlich übernehmen wollte, nicht mehr zur neuen Seite. So müssen zum Beispiel Teaser getextet werden, wenn der Platz für die News kürzer geworden ist. Andere Texte sollten vielleicht grundsätzlich kürzer verfasst werden. Und die alten Bilder möchte man auf der neuen Seite oft auch nicht mehr sehen. Ein Relaunch ist ein guter Zeitpunkt, den Content auf Aktualität und Attraktivität zu prüfen. Das kann zum Teil schon parallel zur Programmierung der Seite passieren, braucht aber fast immer mehr Zeit als geplant.