„Mach mal eine Multimedia-Reportage!“
Eine Multimedia-Reportage in zehn Minuten? Funktioniert tatsächlich. Mit Pageflow. Video, Audio, Text, Foto, Verlinkung, Diagramm, Verweis – komplexe Zusammenhänge werden in kleine Häppchen zerlegt und so anschaulich darstellbar.
Wofür eignet sich das Tool?
Pageflow eignet sich für bildstarke Themen, weil die Fotos im Vollbildmodus gezeigt werden. Außerdem können durch die verschiedenen Ebenen komplexe Zusammenhänge in leichter verständliche Einheiten aufgeteilt werden. Ein Diagramm mit Erklärung, ein kurzes Interview, ein kleines Porträt eines Wissenschaftlers, die Einordnung des Forschungsgegenstandes in die Historie und so weiter. Marie Heidenreich, Wissenschaftskommunikatorin für Meeres- und Geoforschung beim Projektträger Jülich in Rostock, hat beispielsweise eine Südpazifik-Expedition des Forschungsschiffs „Sonne“ per Pageflow aufbereitet. Mit dem Tool lassen sich aber auch Forschungsprogramme wie die Hightech-Initiative der Bundesregierung erklären oder ein Mensch und seine Arbeit porträtieren.
Wie funktioniert Pageflow?
Pageflows bestehen aus Kapiteln und Seiten, die sich über eine Navigationsleiste einzeln ansteuern lassen. Video-, Audio- und Fotodateien werden einfach per Drag & Drop hochgeladen. Das Tool wandelt die Dateien automatisch in das richtige Format um und sorgt auch für passende Übergänge. Um die Reportage spannend zu machen, sollte man abwechselnd kurze Filmbeiträge und Text-Foto-Seiten anlegen. Pageflow setzt auf die Sehgewohnheiten aus Fernsehen und Internet. Entwickelt wurde es von und mit dem WDR. Es gibt 13 verschiedene Features, mit denen man das eigene Material aufpeppen kann. Wer vorher eine Art Drehbuch schreibt und die einzelnen Elemente fertigstellt, hat das Ergebnis schneller. Die Multimedia-Reportage wird sowohl auf Monitoren als auch auf mobilen Endgeräten optimiert und barrierearm angezeigt.
Das kostet Pageflow
Pageflow bietet eine kostenlose Testversion zum Üben an. Eine preiswerte Einstiegsmöglichkeit ist das monatliche Abonnement für 8,50 Euro pro Monat mit 20 GB verfügbarem Speicher. Richtig interessant wird es aber erst ab einer monatlichen Rate von 49 Euro. Das Abo ist jederzeit aufstockbar, aber auch jederzeit kündbar.
Nachteile
- Wird das Abonnement beendet, ist auch die Reportage futsch.
- Die sogenannten Encoding-Minuten, also die für Video- und Audiodateien zur Verfügung gestellte Zeit, ist im Einsteiger-Abo mit zehn Minuten sehr kurz. Zusätzliche Minuten zu buchen ist entsprechend teurer als in den hochpreisigen Abos.
- Die Suchmaschinenoptimierung für Pageflows ist noch nicht optimal.
- Das Programm bietet wenig Raum für individuelle Anforderungen. Ab einem Tarif von 19 Euro pro Monat lassen sich ein Logo auf der Startseite platzieren und das eigene Farbschema einrichten. Schriftarten können nur im vorgegebenen Rahmen verändert werden.
- Es gibt keine Möglichkeit, die Reportage in verschiedenen Sprachen abzuspielen. Marie Heidenreich hat sich mit einem kleinen Trick beholfen und eine zusätzliche Seite gleich am Anfang gebastelt, die auf die englische Variante verlinkt.
Alternativen zu Pageflow
Wir haben hier die Abo-Version von Pageflow wegen seiner leichten Handhabung vorgestellt.
Wer einen entsprechenden Server aufsetzen und betreiben kann, findet den Programmcode von Pageflow unter Github. Der WDR stellt ihn kostenlos zur Verfügung (https://github.com/codevise/pageflow).
Neben Pageflow gibt es weitere gute Scrollytelling-Tools, die auch andere Features bieten:
- Storyform
- Shorthand und Shorthand Social für Twitter (von BBC und The Guardian)
- Adobe Spark
Fazit
Pageflow ist benutzerfreundlich, selbsterklärend und für hochwertige Multimedia-Reportagen bestens geeignet – sogar mit nicht ganz so perfektem Ausgangsmaterial. Für eine kleine schnelle Geschichte ist es zu ambitioniert, vor allem auf Grund der Kosten. Gut bedient ist, wer ohne viel Aufwand eigenes Material bündeln und zu einer ansprechenden Multimedia-Reportage verdichten will.
Sehenswerte Beispiele
Werbung für das Mathematik-Studium an der Hochschule Magdeburg
Porträt eines Obdachlosen (nominiert für den Grimme Online-Award)
Mit der „Polarstern“ in die Arktis